
Kaninchen sind wunderbare kleine Heimtiere, bei denen sich dank umfassender Aufklärungsarbeit wirklich viel getan hat. Sie werden besser gehalten. Sie leben meist nicht mehr alleine oder teilen sich ihr Einzelschicksal mit einem Meerschwein. Sondern sie dürfen, so wie es sein soll mit mindestens einem Artgenossen durchs Leben hoppeln. Okay – vielleicht noch nicht überall, aber es hat sich seit meinen eigenen Kaninchenanfängen wirklich viel getan.
Aber eines wird noch immer von dem ein oder anderen Kaninchenhalter unterschätzt. Und das ist die Ernährung. Die sollte man tatsächlich wichtig nehmen, denn je tiergerechter sie ist, umso besser für die Kaninchengesundheit.
Kaninchen brauchen keine Zahnbürste
In meinem kürzlich erschienen Blogartikel habe ich etwas zur Zahngesundheit bei Hunden und Katzen notiert. Zähne putzen beim Kaninchen? Diese wunderbaren Tiere schaffen es mit der richtigen Kost sogar fast selbst, dass sich die stets nachwachsenden Zähne selbständig abnutzen können und „einigermaßen“ gepflegt sind. Wichtig ist aber, dass keine Zahnfehlstellung vorliegt.
Wenn du dich nun fragst, was die Zähne mit dem Darm zu tun haben: Sehr viel! Denn wenn dein Kaninchen die richtige Kost aufnimmt, die Zähne vernünftig diese Kost mahlen können, hat das anschließende Verdauungsteam weniger zu tun. Die Darmbakterien freuen sich über vernünftig vorbereitete Kost und bleiben im Gleichgewicht.
Bekommt dein Kaninchen aber suboptimales Futter, wird vielleicht mit Pellets ernährt, auf denen das Tier ausgesprochen lange „kauen“ muss, nicht richtig mahlen kann, wie es das tierphysiologisch wie bei Blättrigem machen würde, gelangen größere Nahrungsbrocken in den Magen. Dieser bekommt mehr zu tun, ebenso die folgenden verdauenden Organe. Die Darmflora leidet darunter.
EINE MENGE BLÄTTRIGES
Der größte Anteil der Fütterung beim Kaninchen darf also Blättriges sein. Im besten Fall eine schöne Vielfalt an Wiesenfutter, das aus Gräsern und Wildkräutern besteht, auch Blüten und Wurzeln beinhalten darf. Blättriges enthält nicht nur in unterschiedlicher Menge Kieselsäure, die dem Zahnabrieb beim Mahlen dienen. Einige Pflanzen enthalten Inulin. Inulin ist ein wasserlöslicher Ballaststoff, den z.B. in Löwenzahn, in Topinambur aber auch in Salaten wie Chicorée findet. Es hat eine präbiotische Wirkung auf die Darmflora, unterstützt diese also!
Da Kaninchen zu den Herbivoren (Pflanzenfressern) und somit auch Folivore (Blattfressern) gehören, liegt es somit schon in ihrem Naturell, was im Futternapf landen sollte. Mein Kaninchen Felix zeigt im folgenden Kurzfilm sehr schön, wie optimal blättrige Kost für die Zähne ist.
gesunde darmflora dank der ernährung
Wenn dein Kaninchen also nun richtig ernährt wird, auch ansonsten keine regelmäßigen Medikamente einnehmen muss, machst du somit das Beste, was man für die Gesundheit der zauberhaften Langohren tun kann. Sicherlich gibt es keine Garantie, dass sie nie erkranken. Aber das wichtigste Fundament ist darüber schon mal gesetzt.
Was aber, wenn du keinen Garten hast, in dem du ernten könntest. Was wenn der nahegelegene Park eine Hundewiese ist und du als nicht-motorisierter Großstadtbewohner nicht mal eben Unmengen an Grün ernten kannst? Salate sind zwar „nett“, ich bin und war aber nie ein großer Fan davon. Sicherlich ist es blättrige Kost. Sicherlich kann man auch diese in die Ernährung integrieren. Es sind jedoch keine Wildkräuter. Die Verträglichkeit muss auch geprüft werden. Da viele Salate pestizidbelastet sind, reagiert manch Verdauung empfindlich. Es kann zu weicherem Kot kommen, auch zu Tympanien, wenn ein zuviel an Blattsalat aufgenommen wird. Kombiniert man diesen mit Küchenkräutern, kann man etwas Abwechslung schaffen – bei weitem aber nicht in dem Maße, wie wir das bei einer Wiesenfütterung finden.
Ich habe selbst auch oft in der Großstadt gelebt (Dortmund, München, Wuppertal). Ich habe dann meist 1-2 x pro Woche eine große Tüte an Wild-/Wiesenkräutern geerntet und im Kühlschrank gelagert, wo es problemlos mehrere Tage haltbar war.
Heu ist übrigens keine Alternative. Es ist trocken, hat einen hohen Anteil an verschiedenen Nährstoffen, die sich bei zu geringer Aufnahme von frischer Kost und Wasser ablagern können. Kaninchen neigen durch den Überschuss an Calcium im Futter dann leicht zu Steinbildung an den harnableitenden Organen (Nieren / Blase). Heu soll natürlich frei zur Verfügung stehen, aber eher als Beiwerk – nicht als Grundnahrungsmittel bzw. Hauptkost.
Was hier außerdem klasse ist: Du weißt was du fütterst, was dein Kaninchen bekommt. Du hast also die Ernährung komplett selbst in der Hand und kannst kaninchen-individuell eingehen. Und je mehr du hier schaffst, umso weniger brauchst du irgendwelche Zusätze, die der Markt bietet. Das A und O liegt hier aber auch in der Beobachtung und dem Wissen, worauf das eine Kaninchen vielleicht eher reagiert, als das andere.
By the way: Zu diesem Thema findest du auch eine passende Podcast-Episode zum Anhören:

wie kann man die darmflora unterstützen
Zieht ein neues Kaninchen ein, weiß man manchmal wenig über die vorherige Fütterung. Hier ist es wichtig die Umstellung auf eine gesunde Kost langsam anzugehen. Ansonsten kann die Verdauung streiken. Und Verdauungsprobleme können beim Kaninchen lebensgefährlich sein. Hier kann es also Sinn machen das eine Tier erstmal mit einem Augen zudrücken suboptimaler zu füttern und herauszufinden, was es verträgt. Man wählt dann 1-2 verträgliche Dinge aus und bietet es in geringer Menge an. Es stellt erstmal eher eine „Leckerei“ dar, weniger ein Hauptnahrungsmittel. Parallel kann man überlegen eine Darmsanierung anzustoßen.
Ich würde hier jedoch dann auf Inulin setzen und somit frischen Löwenzahn (in geringer Menge) oder wenige Chicorée Blätter testen. Außerdem kann Heilerde bei Kaninchen eine gute, reinigende Wirkung haben. Gerade wenn das Kaninchen ein „Trockenfutterjunkie“ ist, Man braucht bei Kaninchen keine großen Mengen der Heilerde, die man zur inneren Einnahme von verschiedenen Herstellern im Reformhaus bekommt. Hier gab es 2 x täglich eine Messerspitze voll zwischen zwei dünnen Scheiben Apfel oder Birne. Man könnte auch zwei Löwenzahnblätter anfeuchten und es dazwischen streuen.
Die Zugabe von Darmbakterien kann man über spezielle Produkte auch beim Kaninchen ausprobieren. Es gibt aber nicht nur das eine Darmbakterium, sondern eine unglaubliche Vielzahl. Und was im Präparat dann enthalten ist, das der Tierarzt vielleicht verordnet, heißt also nicht zwingend das genau das Bakterium benötigt wird. Manche Probiotika haben zudem Zusatzstoffe, die wiederum kritisch zu werten sind. Da sie streng genommen „so“ eher weniger positiv für das Mikrobiom sind. Deshalb bin ich beim Kaninchen, dem man eher als Wellness etwas gutes für den Darm tun möchte, ein Freund davon auf natürliche Kost zurückzugreifen.
Wie oben erwähnt, die richtige Kost, ggf. Pflanzen mit Inulin, evtl. zur reinigenden Unterstützung Heilerde für ein paar Tage.