Ist Dir schon einmal der Ausdruck begegnet: „Mir ist da eine Laus über die Leber gelaufen?“ Was haben bitteschön Läuse und Leber miteinander zu tun? Keine Sorge, Du kannst tief durchatmen. Dieser Ausdruck ist eigentlich fehl platziert, denn im Mittelalter dachte man wohl, die Leber sei der Hauptsitz für Gefühle, für Emotionen. Hatte man schlechte Laune, musste das von der Leber her kommen und somit kam es zu dieser Redewendung. Das hätten wir geklärt und nun lassen wir die Läuse auch mal beiseite und richten das Scheinwerferlicht auf ein beeindruckendes Organ: die Leber!
Die Leber ist unfassbar beeindruckend und vielseitig. Sie leistet jeden Tag Hochleistung, ohne das es das Lebewesen merkt. Sie beschwert sich in der Regel nicht, macht ihren Job und der ist ziemlich hart. Denn alles, was oral aufgenommen wird, muss irgendwie durch sie hindurch und verarbeitet werden. Ganz schön anstrengend, nicht wahr? Und was ihr Dank ist, nun ja – genau hier sind wir beim Thema. Denn in der Regel steht sie doch recht selten im Mittelpunkt und bekommt für ihren fulltime-job eher weniger Anerkennung. Erst dann wenn im Blutbild der Glutamat-Pyruvat-Transaminase-Wert (GPT) bzw. der ALT (also die Alaninaminotransferase) erhöht sind, richtet sich die Aufmerksamkeit auf dieses wunderbare Organ. Und genau das möchte ich ändern. Ich möchte Dir heute im Blog-Artikel an die Hand geben, wie Du nicht nur mehr Aufmerksamkeit auf die Leber richten kannst, sondern auch was Du tun solltest:
– wenn dein Tier vielleicht chronisch krank ist und regelmäßig Medikamente einnehmen muss,
– wenn Du zu regelmäßigen Wurmkuren greifst oder Impfungen anstehen,
– wenn Du Dein Tier nicht so hochwertig füttern kannst,
– wenn Dein Tier gesund ist, aber bereits zu den „grauen Schnauzen“ gehört.
Doch ehe wir dazu kommen, welche alternativen Möglichkeiten es gibt, möchte ich Dir die Leber erst einmal genauer vorstellen:
BESTER MITARBEITER IM TEAM VERDAUUNG
„Gestatten? Leber (Hepar)! Zentrales Organ im Stoffwechsel. Ich bin ein Teammitglied.“ Zur Verdauung von Stoffen hat der Körper von Mensch und Tier ein wunderbares Team zur Verfügung gestellt bekommen: Den Magen, die Galle, die Bauchspeicheldrüse, die Därme und die Leber. Die Leber ist in diesem Konstrukt ein unglaublicher Mitarbeiter. Sie kann verwerten, speichern, wandelt Stoffe um, baut sie ab und führt sie über den Darm in die Blutbahn. Sie speichert Zucker, Fette, Eiweißbausteine (sog. Aminosäuren) und Vitamine und zwar nur dann, wenn diese nicht unmittelbar benötigt werden. Sie kann verschiedene Stoffe umwandeln. Zucker speichert sie beispielsweise als Glykogen und gibt ihn dann als Glukose (Traubenzucker) zurück ins Blut. Weiterhin kann sie Zucker in Fett und Eiweiße wiederum in Zucker umwandeln. Ein kleiner Zauberkünstler, nicht wahr? Sie bildet Eiweiße im Blut und ist damit für das Albumin verantwortlich und für Gerinnungsfaktoren des Blutes. Sie produziert für die „Kollegin“ Galle. Und alle giftigen Substanzen, die im Stoffwechsel nun mal entstehen können, wandelt außerdem die Leber um. Zum Beispiel das toxische Ammoniak in ungiftigen Harnstoff. Aus diesem Grund besitzt sie auch den Beinamen Entgiftungsorgan (wobei dafür auch die Nieren wichtig sind).
Du weißt sicherlich noch aus dem Biologie-Unterricht der Schule, dass jedes Organ seine zugeteilten Aufgaben hat und seiner Erfüllung nur dann gut nachkommen kann, wenn die Vorarbeit des jeweiligen Vorspielers vernünftig ausgeführt wurde. Arbeitet der Magen nicht richtig, gelangt die Nahrung nicht richtig verdaut weiter, und so haben die folgenden Organe einen Mehraufwand. So etwas geht natürlich immer eine gewisse Zeit lang gut. Doch wie das bei 24 Std. Jobs an 7 Tagen pro Woche mit äußerst schlechtem Tarifvertrag nun mal so ist: Irgendwann wirft ein Teamkollege das Handtuch und streikt. Das ganze Konstrukt gerät außer Kontrolle. Symptome des Magens, der Galle, der Bauchspeicheldrüse, des Darms oder der Leber können auftreten. Und nun?
DIE LEBER AUSSER RAND UND BAND
Ich habe in meiner Praxis ganz unterschiedliche Erkrankungen, von ganz unterschiedlichen Tieren und es erstaunt mich immer wieder, wie lange die Leber ihren Job bestmöglich macht, ehe es zu Auffälligkeiten im Blutbild kommt. Da hat die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) schon viel eher das Handtuch geworfen. Da ist der Magen mit Symptomen schon sehr viel eher in Erscheinung getreten. Bis dann auch mal die Leber, als scheinbar Vorzeige-Mitarbeiter dieses Teams in den Burn-out fällt, kann es dauern. Das ist einerseits gut, hat aber auch sicher damit zu tun, dass sie sich als einziges Organ regenerieren kann. Sie kann sich selbst erneuern und das finde ich unglaublich. Vermutlich weil genau dieses Tatsache bei vielen Menschen bekannt ist, schenkt man ihr außerdem recht wenig Beachtung, bis es dann zu auffälligen Blutergebnisse kommt. Sind GPT/ALT dann auffällig geworden, schrillen oft die Alarmglocken. Erst dann wird in Panik versucht, die Situation zu retten, das Beste für die Leber herauszuholen und diese mit verschiedenen Möglichkeiten zu unterstützen, zu entgiften. Sie soll nun bitte nicht schlapp machen, sondern soll sich mithilfe von Präparaten regenerieren.