
Synthetisches Antibiotikum kennt jeder. Vielleicht musste dein Tier so etwas schon nehmen, weil es erforderlich war und vom Tierarzt verordnet wurde. Ich weiß nicht wie es dir dabei gegangen ist, doch ich fühle mich nicht immer gut, wenn es Antibiotikum gibt. Zu oft liest und hört man ja doch über seriöse Medien, dass einfach zu häufig darauf zurückgegriffen wird. Immer mehr Bakterien bilden Resistenzen und genau diese multiresistenten Bakterien machen uns letztlich das Leben schwer. Denn wirkt ein Antibiotikum gegen ein Bakterium nicht mehr, was dann?
Eine Kollegin von mir, die sehr tief in der Phytotherapie drinsteckt, hat sich mit mir kürzlich über antibiotische Pflanzen ausgetauscht. Und natürlich: Es gab ja nicht immer „die Chemie!“ Aber Bakterien gibt es schlussendlich schon länger als Adam und Eva. Wie haben sich also die Menschen früher beholfen und wie vielleicht die Tiere, durch ihre Instinkte? Darüber geht es heute in meinem Artikel.
BRAUCHEN WIR IMMER SYNTHETISCHES ANTIBIOTIKUM?
Ich bin den Wissenschaftlern dankbar, dass wir in der Medizin Antibiotikum haben. Denn liest man einmal in den Geschichtsbüchern etwas mehr darüber, stellt man schnell fest, wie viele Leben gerettet wurden, weil man auf einmal Krankheiten etwas entgegensetzen konnte. Doch leider mussten die Forscher und Mediziner auch feststellen, dass das Bakterium sehr clever ist, sich anpassen kann. Somit war kein Allheilmittel gefunden – leider!
Mittlerweile wissen wir alle, dass man Antibiotikum gezielt einsetzen sollte. Nicht ständig, sondern mit Bedacht. Und das es bei viralen Infektionen schon mal gar nichts bewirkt. Denn Viren sind keine Bakterien. Was aber, wenn man es mit einem Infekt beim Tier zu tun hat? Kann man dann überhaupt selbständig zu einem natürlichen Antibiotikum greifen? Was wäre geeignet und wovon lässt man lieber die Finger.
Du weißt ja, ich bin jemand, der immer erst einmal den Weg zum Tierarzt sucht. Gibt es dann eine Diagnose und liegt ein bakterieller Infekt vor, kann man – je nach Erkrankung und Schwere – in jedem Fall zusätzlich zur tierärztlichen Medikation sein Tier unterstützen. Vielleicht sogar auch ganz ohne synthetische Antibiotika, sofern der Tierarzt den Weg mitgeht. Denn nicht jeder bakterielle Infekt benötigt direkt die Chemiekeule. Manchmal reicht es das Immunsystem zu stärken und zu einem natürlichen antibakteriellen Mittel zu greifen.
ANTIBIOTISCHE KRÄUTER
Es gibt dazu so einige, die man erwerben kann. Zum einen im Reich der Kräuter, in der Phytotherapie. Wusstest du, dass viele Küchenkräuter antibiotisch wirken? Thymian zum Beispiel, aber auch Rosmarin. Doch wie du das vielleicht schon ahnst, passt nicht jedes Kraut zu jeder Erkrankung. Thymian ist eher bei Atemwegserkrankungen angezeigt. Rosmarin kann man zum allgemeinen Immunsystem anregen nutzen. Und sollte ein bakterieller Infekt der Harnwege vorliegen, dann können wir die große Brennnessel nutzen.
Meist bietet sich die Zubereitung eines Tees an. Jetzt allerdings zu Teebeuteln aus dem Discountern zu greifen, finde ich suspekt. Viel wirksamer ist es, sich frische Kräuter zu besorgen oder z.B. die Brennnessel frisch zu ernten. Das gewählte frische Kraut wird dann frisch zubereitet, mit kochendem Wasser übergossen und das Behältnis abgedeckt für etwa 7-10 Minuten stehen gelassen. Danach kann man die Flüssigkeit in ein sauberes Behältnis umfüllen und erkalten lassen. Von diesem Tee gibt man dem Patienten mehrmals täglich etwas. Bei Hunden lasse ich je nach Hundegröße 1 TL bis 1 EL ins Futter geben. Man könnte es auch mit etwas Honig mischen und nutzt so auch noch die Kraft des Bienenprodukts. Bei den kleinen Heimtieren (Kaninchen und Meerschweinchen) lasse ich meist 1 Espressolöffel geben oder aber gebe es oral über eine nadellose Einwegspritze. Dann sind es so ca. 1-2 ml Tee, sofern das Tier es nicht freiwillig schlabbert.
Ich habe mir nun auch einen Kräuterhonig angesetzt, dessen Anregung ich auch von meiner Kollegin mitgenommen habe. Einen Biohonig vom örtlichen Imker, in den ich meine Atemwegskräuter frisch zugefügt habe. Das Gefäß muss dann jedoch 4 Wochen ziehen, so dass man hier einiges an Wartezeit einplanen muss, ehe man von der Einnahme bzw. Gabe beim Tier profitieren könnte.
Die Dauer der Gabe richtet sich ein wenig danach, mit was man es zu tun hat. Vermute ich eine Schwäche durch eine leichte Infektion, kann ich es präventiv mal über ein paar Tage geben. Dann dosiere ich es 2-3 x täglich. Wenn mein Tier erkrankt ist, kann ich es auch etwas häufiger anbieten, bis zu 5 x täglich über mehrere Wochen. Allerdings würde ich hier genau prüfen, ob es etwas bringt. Denn hilft diese Zugabe gar nichts, dann ist es vielleicht nicht das passende Kraut für mein Tier und seinen Zustand. Dann sollte man vielleicht einen Phytotherapeuten mit ins Boot nehmen.
Katzen scheiden bei mir für diese Kräutergaben aus, da sie bedingt durch ihren besonderen Stoffwechsel auf ätherische Öle sehr schnell über-reagieren können.
Eine Kollegin aus dem Phytobereich hat einen sehr interessanten Online-Kurs zum Thema, der dich vielleicht interessieren könnte und an meiner Online-Schule angeboten wird:

ANTIBIOTIKA AUS DEM REICH DER BIENEN
Auch unsere fleißigen Bienen können uns mit einem Produkt unterstützen, das antibiotische Wirkung hat. Honig zum einen, Propolis zum anderen. Ich nutze z.B. Propolis und ein antibiotisches Kraut gerne selbst für mich, wenn eine Halsentzündung vorliegt. Damit wird dann mehrmals täglich gegurgelt, ohne es zu schlucken. Sofort sind die Schmerzen deutlich besser oder sogar ganz verschwunden.
Propolis besteht aus Harzen und aus Wachs. Die enthaltenen Flavonoide sind die wirksamsten Bestandteile, dicht gefolgt von Hydroxyzimtsäuren. Weiterhin enthält es Enzyme, Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente. Die Wirkung von Propolis ist wissenschaftlich nicht belegt und umstritten. Hier gehen Forscher davon aus, dass das was in der sogenannten Petrischale beobachtet werden konnte, nämlich das Propolis das Wachstum von Bakterien hemmen kann, so nicht auf den Menschen oder auf Tiere umgesetzt werden kann.
Propolis kann man bei Hunden und auch bei den kleinen Heimtieren einsetzen. Bei Katzen würde ich davon absehen.
Was den Honig betrifft, hat der neuseeländische Honig des Manuka-Strauch einen wahren Hype bei uns ausgelöst. Das enthaltene MGO (Methylglyoxal) hat eine antibiotische Wirkung und die Ureinwohner Neuseelands, die Maori, schätzen die Wirkung des Honigs seit langem. Bei uns kann man unterschiedlichen Manuka Honig mit mehr oder weniger MGO durchaus kostspielig käuflich erwerben. Und er findet sich zum Teil auch in fertig zubereiteten Salben für die Wundbehandlung, die Tierärzte verkaufen oder es über die örtliche Apotheke gibt. Ich habe diesen Honig bei mir selbst und auch bei meinen Kaninchen verwendet. Speziell zur Wundbehandlung fand er einen Einsatz und unterstützte die Heilung der Haut.
Es muss jedoch nicht zwingend Manuka sein. Auch unsere örtlichen Honig-Produkte können eine sehr gute antibiotische Wirkung haben. Hustet der Hund würde ich zusammen mit einem passenden antibiotischen Kraut einen Kräuterhonig ansetzen, wovon der Hund dann mehrmals täglich 1 TL bekommt. Dazu nimmt man etwa 180 g eines reinen Honigs vom Imker, ggf. Bioqualität und fügt max. 30 g Trockenkräuter hinzu, die zur Atemwegserkrankung passen (z.B. Thymian, Salbei oder Spitzwegerich). Alternativ könnte man auch Ulmenrinde warm zubereiten und die Tagesportion für den Hund mit etwas Honig versüßen. So ist die Akzeptanz meist besser. Die Ulmenrinde unterstützt die Atemwege und lindert die Beschwerden.
KOLLOIDALES SILBER MIT ANTIBIOTISCHER WIRKUNG
Was auch immer wieder genannt wird, von dem ich bis heute jedoch nicht überzeugt bin, ist kolloidales Silber. Es ist ein altes Medikament, das man bereits in der Antike zur Behandlung von Wunden nutzte, damit sich diese nicht entzündeten: Silberwasser. Und heute kennen viele Menschen Wundverbände, die Silber enthalten. Kolloidales Silber ist Wasser, in dem winzige gelöste Silberteilchen enthalten sind.
Ich kenne Kolleg/innen, die darauf schwören und es bei verschiedenen bakteriellen Hautproblemen einsetzen. Ich selbst habe bei meinen eigenen Tieren hier jedoch keine nennenswerten Veränderungen feststellen können. Weder bei kleinen Wunden, noch bei Abszessen, die wir spülen sollten. Zudem stört es mich auch, dass ein Tier das Silberwasser oral aufnehmen könnte. Zwar sind es nur feine Metallpartikel, aber es sind eben gewissen Partikel, die nichts im Inneren zu suchen haben. Aus diesem Grund scheidet für mich dieses antibiotische Mittel aus.
Solltest du übrigens das alles nochmal nachhören wollen, dann findest du hier die passende Podcastepisode meiner Tiersprechstunde.

VORSORGE IST BESSER ALS NACHSICHT
Wenn du mir schon länger folgst, dann ahnst du vermutlich was nun kommt. Denn ich betone das immer wieder, wo die Gesundheit beginnt… Nämlich mit einer hochwertigen Ernährung. Mit einem ausgeglichenen Leben (genug Entspannung und Erholung, wenig Stress) und auch mit einer gewissen Unterstützung des Immunsystems im fortschreitenden Alter. Nicht immer muss man präventiv etwas umsetzen, weil viele Tiere das überhaupt nicht benötigen. Sie sind schlichtweg nicht krank. Doch hat man nunmal ein solches Haustier, dass hier und da eine Unterstützung braucht, dann kann man durchaus zur kurweisen Unterstützung greifen, auch zu natürlichen Antibiotika. Bitte aber nur, wenn diese wirklich passend sein könnten. Und solltest du dir hier nicht sicher sein, dann arbeite mit einem fähigen tierisch Tätigen zusammen. Viele Kolleg/innen erstellen natürliche Notfallapotheken bzw. Handouts, in denen sich individuell für das jeweilige Tier und seine Wehwehchen Hausmitteltipps finden.